Die Zukunft der Rehabilitation in der 20. Legislaturperiode - Herausforderung Digitalisierung meistern

Digitalisierung gemeinsam vorantreiben: Reha-Branche diskutiert auf Online-Veranstaltung mit der Politik

Gestern Abend tauschten sich auf Einladung des Aktionsbündnisses Deutscher Reha-Tag Politiker:innen mit etwa 100 Vertreter:innen von Reha-Leistungsträgern und -Leistungserbringern sowie von Betroffenenverbänden und Bundesministerien zum Thema der Digitalisierung in der Rehabilitation aus.

Digitale Innovationen im Gesundheitswesen bergen enorme Potenziale, um die Patient:innenversorgung zu verbessern. Doch bei der Verabschiedung des Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG) im September 2020 wurden Reha- und Vorsorgeeinrichtungen beim Ausbau der digitalen Infrastruktur nicht mitgedacht. Das hemmt die zukünftige Leistungsfähigkeit einer modernen patientenorientierten Gesundheitsversorgung und zementiert die Sektorengrenzen unseres Gesundheitswesens. Telemedizin, Digitalisierung und IT-Sicherheit sind wichtige Voraussetzungen für die Zukunftsfähigkeit von Reha- und Vorsorgeeinrichtungen und bedürfen Investitionsförderungen wie sie für Krankenhäuser bereits beschlossen wurden.

Zur Implementierung digitaler Systeme im gesamten Gesundheitsbereich inklusiv der Reha bedarf es aus Sicht des Aktionsbündnisses Deutscher Reha-Tag eines abgestimmten Vorgehens.

Das betonte auch Dr. Ursula Becker, Geschäftsführerin der Dr. Becker Klinikgruppe. In ihrem Impuls zu Beginn der Veranstaltung beschrieb sie die aktuelle Lage so: „Es bereitet mir große Sorge, dass im Rahmen der letzten Gesetzgebungsverfahren die Rehabilitation wieder vergessen wurde. Daher müssen wir aufpassen, dass die Reha nicht den Anschluss verliert. Es ist Zeit für einen Digitalpakt für die Rehabilitation.“

Dass die Einbindung der Reha in die Digitalisierung ein wichtiges Thema für die neue Legislaturperiode ist, bekräftigte MdB Tino Sorge (CDU), Mitglied des Gesundheitsausschusses. Dazu ermutigte er die Vertreter:innen der Reha-Leistungserbringer ausdrücklich: „Treten Sie uns als Politik weiter auf die Füße, damit die Reha mehr Berücksichtigung findet!“.

Digitale Anwendungen in der Reha sind ein wichtiges Bindeglied im Gesundheitsversorgungssystem und müssen immer die Anwenderseite, also die Patient:innen im Fokus haben, machte Dr. Rolf Schmachtenberg, Staatssekretär beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales während der Diskussion deutlich.

Brigitte Gross, Direktorin der DRV Bund, bekräftigte in der Podiumsdiskussion: „Die Rentenversicherung will die Digitalisierung gezielt im Zugangsverfahren und auch in der Therapie nutzen. So habe die Rentenversicherung mit ihrem Präventionsportal RV Fit bereits gezeigt, wie einfach ein Antrag digital sein kann. Insbesondere in der Nachsorge, also nach der Rehabilitation, können durch digitale Angebote auch Versicherte in ländlichen Regionen erreicht und persönlich begleitet werden. Darüber hinaus bietet die Digitalisierung auch die Chance, technische Verfahren zu verbessern und die Zusammenarbeit der Rehabilitationsträger zukünftig effizienter zu gestalten. Wünschenswert sei es, wenn bei der Gesetzgebung die Digitalisierung von Anfang an mitgedacht würde.“

MdB Dirk Heidenblut (SPD), Mitglied des Gesundheitsausschusses seiner Fraktion im Deutschen Bundestag und Berichterstatter des Gesetzentwurfes zur digitalen Modernisierung von Versorgung und Pflege, betonte im Vorfeld der Veranstaltung: „Die Digitalisierung im gesamten Gesundheitswesen muss auch in der nächsten Legislaturperiode konsequent vorangebracht werden. Dazu gehört zwingend, alle Beteiligten mitzunehmen. Die Reha-Einrichtungen sind ein wichtiger Teil und müssen gleichberechtigt Zugang erhalten und in die Lage versetzt werden, die Chancen nutzen zu können.“

Als Mitglied des Initiatorenkreises Deutscher Reha-Tag wies Dr. Thomas Klein, Geschäftsführer FACHVERBAND SUCHT e.V. mit Nachdruck darauf hin, die Reha-Branche beim Thema Digitalisierung mitzudenken: „Gesetzliche Vorgaben verpflichten Akutkrankenhäuser und Arztpraxen ab 1.7.2021 digitale Formate umzusetzen. Vor allem die zukünftig wachsende elektronische Patientenakte wird im Gesundheitswesen eine zentrale Rolle spielen. Die Einrichtungen der medizinischen Rehabilitation sehen eine hohe Notwendigkeit in den Gesamtprozess der Digitalisierung integriert zu werden. Dazu ist eine entsprechende Finanzierung und ein politischer Wille Voraussetzung.“